Cover
Titel
Gold und Herrschaft. Die Schätze europäischer Könige und Fürsten im ersten Jahrtausend


Autor(en)
Hardt, Matthias
Reihe
Europa im Mittelalter 6
Erschienen
Berlin 2006: Akademie Verlag
Anzahl Seiten
369 S., 20 Abb.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Eberl Immo

Die 1999 an der Universität Marburg abgeschlossene Dissertation greift ein wichtiges Desiderat der Frühmittelalterforschung auf, das sich mit den politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Zusammenhängen und der Erforschung der Grundlagen befasst, auf denen die Königsschätze aufbauten. Im ersten Kapitel zeigt der Verfasser die Bedeutung des Königsschatzes beim Erwerb der Herrschaft in der Völkerwanderungszeit und im Frühmittelalter. In allen Germanenreichen, die auf römischem Reichsboden entstanden verfügten die Könige über einen thesaurus, der nicht nur beim Erwerb der Herrschaft, sondern auch in den weiteren Auseinandersetzungen um die Herrschaft von grosser Bedeutung war. Das galt in gleicher Form für das fränkische Merowinger- und Karolingerreich. In letzterem diente der Schatz nach 800 auch zur Absicherung der Kaiserherrschaft nach aussen und innen. Der Verfasser stellte die bekannten Königsschätze in ihrer Zusammensetzung nach Edelmetall in den verschiedensten Formen (gemünztes Geld, Barren, Ringe, Schmuck, Kronen, Tafelgeschirr) zusammen. Dazu behandelte er auch Kleidung und Stoffe, Waffen, Bücher und Dokumente sowie Reliquien. Ein eigenes Kapitel ist der Herkunft der Gegenstände im Schatz aus Steuern, Zöllen und Gebühren, Beute, Tributen, Geschenken, Konfiskationen, aber auch Bergbau, der Ausübung des Schatzregals, Handel und Einkünften gewidmet, wobei die überaus grosse Spannbreite dieser Herkunft überrascht. Die Schätze forderten auch besondere Aufbewahrungsorte und eine eigene Verwaltung. Der Verfasser zeigt diese ebenso wie er die Transporte der Schätze und die Arbeiten der Gold- und Silberschmiede als Handwerker im engeren Bereich der Königshöfe behandelt. Dabei werden durch diese Arbeiten für die Königsschätze auch die europaweiten Verbindungen für die künstlerischen Gestaltungen sichtbar. Die Königsschätze wurden von den Herrschern für Gaben und Geschenke an ihre Heere und Gefolgschaften herangezogen, aber auch an benachbarte Herrscher, zu Mitgiften der Königstöchter und Gaben an die Kirchen und Heiligen. Sie wurden aber in gleicher Weise auch zur königlichen Repräsentation und Selbstdarstellung in Form von Kleidung, Schmuck, Herrschaftszeichen, Münzprägung und zur Herstellung von Tafelgeschirr bei Gastmählern benutzt. Der Verfasser wies nach, dass eine gut gefüllte Schatzkammer eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Herrschaft in den Germanenreichen darstellte. Man fühlt sich hier unwillkürlich an die so gerne getätigte Verteilung finanzieller Wohltaten durch die Repräsentanten der heutigen Politik erinnert. Königsschätze finden sich auch in den Reichen ausserhalb des römischen Reichsboden. Erst nach dem Übergang vom frühen zum hohen Mittelalter trat an die Stelle der bisher aus dem Schatz getätigten Vergabungen die königliche Schenkung von Grund und Boden. In der Dichtung, so z.B. im Nibelungenlied, blieb der Nachklang des Glanzes der frühmittelalterlichen Königsschätze erhalten. Die wertvollen Ergebnisse der Untersuchungen ermöglichen einen europaweiten Vergleich der Objekte und Ergebnisse. Der Band schliesst mit einem umfassenden Quellen- und Literaturverzeichnis und ist durch ein Orts-, Personen- und Sachregister erschlossen. Die dem Band beigegebenen Abbildungen hätten zwar eine bessere Druckwiedergabe verdient, das ist aber eine Angelegenheit des Verlages und nicht des Autors. Dessen Arbeit ist sehr lobenswert, da sie dem Mittelalterforscher ein Gebiet erschliesst, zu dem dieser in der Regel kaum Zugang hat. Die Untersuchung wird die Forschung weiter beeinflussen und ergänzt.

Zitierweise:
Immo Eberl: Rezension zu: Matthias Hardt: Gold und Herrschaft. Die Schätze europäischer Könige und Fürsten im ersten Jahrtausend (Europa im Mittelalter, Band 6). Berlin, Akademie Verlag, 2004. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 3, 2004, S. 339-340.

Redaktion
Autor(en)
Beiträger
Zuerst veröffentlicht in

Schweizerische Zeitschrift für Geschichte, Vol. 54 Nr. 3, 2004, S. 339-340.

Weitere Informationen